Personen stehen vor Bergen in Peru und blicken in die Kamera

Hilfseinsatz Famulaturbericht aus Urubamba

Ein Bericht aus Peru von Carolin Sell und Lotta Horstkötter

Wo: Urubamba
Wann: September 2022

Für uns war bereits während des Studiums klar, dass wir gerne eine Auslandsfamulatur machen würden. Durch Corona mussten wir das ganze Vorhaben auf die Zeit nach dem Examen verschieben. Und so ging es knapp 3 Monate nach dem Examen als frisch gebackene Zahnärztinnen mit 3 Koffern und zwei Rucksäcken auf nach Peru.

Wir, als Verband für Zahnärzte und Zahnärztinnen, freuen uns darüber, dass wir Carolin und Lotta bei Ihrem Hilfseinsatz ebenfalls unterstützen konnten.

Eine Übersicht, wie wir auch Sie unterstützen können, finden Sie im Menü Hilfseinsätze.

Am 26.9.2022 ging sie endlich los: Die Reise, für die wir uns vor über einem Jahr entschieden hatten. Mit etwas weichen Knien ging es zum Flughafen Düsseldorf. Sorgen bereitete uns vor allem unser Spendenkoffer, bei dem wir bis zuletzt nicht wussten, ob wir ihn mit nach Peru nehmen durften.

Kleiner Tipp für künftige Famulanten: Nehmt ihn einfach mit zum Flughafen und sagt, dass es sich hierbei um einen Spendenkoffer handelt. Versucht nicht vorher, es mit der Fluggesellschaft klären zu wollen, so wie wir. Wir hatten viele Gespräche mit dem Kundenservice der verschiedenen Fluggesellschaften und haben unzählige E-Mails versandt, die alle zu nichts geführt haben. Letztendlich mussten wir einfach am Schalter fragen und konnten ihn kostenlos mitnehmen. Auch die großen Mengen an Lokalanästhetikum und spitzen Instrumenten waren kein Problem!

In Peru angekommen haben wir die ersten 5 Tage in Cusco verbracht, um uns erstmal an die Höhe zu gewöhnen. Bereits der Gang zum nächsten Café, das gerade mal 50 Meter vom Hotel entfernt war, stellte eine vermeintlich unüberwindbare Hürde dar. Obwohl viele davon abraten, direkt nach Cusco zu fliegen, haben wir es gemacht und sind froh darüber. Mit viel Flüssigkeit – insbesondere auch Cocatee – bekämpft man die Höhenkrankheit, außerdem gewöhnten wir uns an die Zeitumstellung. Bereits nach 2 Tagen konnten wir Cusco (eine wirklich beeindruckende Stadt) langsamen Schrittes besichtigen und genießen. Urubamba liegt nur ca. 1 Stunde von Cusco entfernt und es fahren regelmäßig Colectivos.

Am 6. Tag ging es dann aber mit dem Taxi zu Jenni nach Urubamba. Gemeinsam mit 8 weiteren Famulanten durften wir ihr Haus für die kommenden 4 Wochen unser Zuhause nennen.
In unserer Zeit in Urubamba durften wir in einer von Jenni fußläufigen Station in Virgen de lourdes arbeiten, die in einem leerstehenden Haus eingerichtet worden war. Das Wohnzimmer nutzten wir als Behandlungssaal mit zwei Stühlen, die Küche wurde als Steri umfunktioniert und in den Schlafzimmern standen die Kompressoren für die Behandlungsstühle.

Insgesamt hatten wir das Glück, das wir zu acht waren und deshalb sowohl eine Nachmittags- als auch eine Vormittagsschicht für die Patienten anbieten konnten. Zudem konnten wir neben vielen Kindern auch viele Erwachsene behandeln, sodass wir ein breites Spektrum an Menschen mit ihren Zahnproblemen – unter anderem einen Mesiodens – zu Gesicht bekamen.
Neben unserer Tätigkeit in Virgen de lourdes waren wir auch zu einer Gesundheits-Kampagne in Ollantaytamtambo, einem weiteren Dorf im Heiligen Tal, eingeladen. Hier haben wir einen Tag in einem Zelt mitten auf dem Marktplatz behandelt. Neben uns waren u.a. Kinderärzte, Ernährungsberater, Allgemeinmediziner und Physiotherapeuten vertreten. Die Kampagne wurde von den Menschen gut angenommen. Einige haben daraufhin den Weg bis nach Urubamba auf sich genommen, damit wir weitere Füllungen legen konnten.

Auf dem Marktplatz gab es weder Licht noch Absaugung an den Behandlungsstühlen und man wurde wieder neu auf die Probe gestellt. Aber dank der guten Mitarbeit der Patienten wurde man auch hiermit gut fertig.

Obwohl nicht alle von uns ausreichende Spanischkenntnisse mitbrachten, konnte man sich mit den Patienten mit Händen und Füßen gut verständigen. Zudem half ein Plakat, das wir an die Wand des Behandlungszimmers geklebt hatten. Unser Tipp: Lernt vor der Famulatur so viel Spanisch, wie ihr könnt. Mit Englisch kommt man in Peru wirklich nicht weit. Notfalls klappt die Verständigung aber auch ohne Spanischkenntnisse. Fehlende Spanischkenntnisse sollten euch also nicht von der Famulatur abhalten.

Während der 4 Wochen in Urubamba haben wir natürlich nicht nur gearbeitet, sondern auch Einiges unternommen. Neben Ausflügen nach Cusco, Wanderungen zum Waqrapukara, zu einem Wasserfall oder zu den Salineras de maras, haben wir gemeinsam mit einem Juwelier (Juanita) in Urubamba Ringe geschmiedet. Natürlich haben wir auch Machu Picchu besichtigt mit dem Guide Jose (er bietet auch andere Touren an, eine Empfehlung von Herzen!!).

Als Highlight wird uns aber immer das traditionelle peruanische Kochen mit Jenni in Erinnerung bleiben.

Ein weiteres Ereignis war die Geburtstagsfeier von corazones para Peru, die mit einem großen Fest begangen wird. Nicht nur die FSJler, sondern auch wir als Zahnärzte durften bei der Parade zum Plaza de Armas mitlaufen. Dort konnten wir im Anschluss die peruanischen Tänze sowie die Trachten der Kinder aus Munaychay bewundern.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die 4 Wochen für immer in unserem Gedächtnis bleiben werden: Wir haben viel gelernt, unzählige Füllungen gelegt und Zähne gezogen. Wir sind schneller und selbstsicherer in der Behandlung geworden und haben entdeckt, wieviel Hilfe man mit geringen Mitteln selbst auf einem Markplatz leisten kann. Wie notwendig Aufklärungsarbeit ist, wurde uns sehr deutlich, denn Milchzähne putzen ist nicht selbstverständlich, dafür aber das Trinken von Inka-Cola (noch süßer als Cola) bereits von Einjährigen. Als frischgebackene Zahnärzte konnten wir somit etwas von dem zurückgeben, was wir in Deutschland an Ausbildung genießen durften. Für diese Zeit sind wir sehr dankbar und möchten die Erfahrung nicht missen.

Wir blicken auf unsere Zeit in Urubamba sowohl mit einem lachenden als auch mit einem weinenden Auge zurück: Wir haben die Zeit sehr genossen und wollen sie nicht missen (gerade der Abschied von Jennie, den Mitfamulanten und den FSJlern fiel schwer). Wir sind aber auch sehr froh und dankbar, wieder gesund in Deutschland zu sein. Denn in Urubamba gibt es aufgrund der fehlenden Kläranlage eine erhöhte Gefahr sich Parasiten oder Typhus zu einzufangen. Man muss also sehr vorsichtig sein, sowohl beim Duschen als auch beim Essen. Umfassender vorheriger Impfschutz und die Mitnahme von Medikamenten sollten selbstverständlich sein. Aber das gehört wahrscheinlich einfach zu einem Auslandseinsatz dazu. Auch hier noch einmal ein herzliches Dankeschön an Zahnärzte helfen, die durch das Aufstellen des Wasserfilters „Paul“ bei Jennie in der WG einen großen Teil dazu beigetragen haben, dass wir gesund geblieben sind.

Dass wir die Famulatur nach dem Examen gemacht haben, hat sich als sehr positiv herausgestellt. Hierdurch hatten wir die Möglichkeit, im Anschluss weitere 2 Wochen das Land zu bereisen. Peru ist durch seine verschiedenen Landschaftszonen wirklich sehenswert. Zudem konnten wir den Menschen mit einem großen Wissensschatz gegenübertreten, den man erst nach dem Examen hat.