Eine junge Zahnärztin behandelt ein kleines Kind

Hilfseinsatz Famulaturbericht aus Urubamba

Ein Bericht aus Peru von H. Heuer

Wo: Urubamba, Peru
Wann: März bis April 2024

Meine Famulatur führte mich für einen Monat, von Mitte März bis Mitte April, nach Peru. Da ich gerade erst das 7. Semester abgeschlossen habe, war ich ziemlich aufgeregt, inwiefern ich vor Ort meinen Beitrag leisten kann.

Vor meiner Abreise trat ich mit einigen Firmen bezüglich Spenden in Kontakt, da die Behandlungen vor Ort auf unsere Spenden angewiesen sind. An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal bei folgenden Firmen für die materielle und finanzielle Unterstützung bedanken: COLTENE, Frasaco GmbH, Meisinger, KULZER GmbH, Hu- Friedy und AERA. Außerdem konnte ich mich durch den DZMB ausreichend für die Famulatur Haftpflicht- sowie Auslandskrankenversichern lassen.

Gern unterstützen wir auch Sie auf Ihrem Weg zum Hilfseinsatz.

Da wir uns vier Wochen Zeit zum Bereisen des Landes vor der Famulatur genommen haben, konnten wir Peru schon etwas kennenlernen, bevor wir Mitte März in Urubamba ankamen. In dem Dorf mitten in den Anden haben wir uns direkt wohlgefühlt. Wir kamen zur Mittagszeit an und waren direkt mitten im einheimischen Leben drin. Die Kinder wurden von TukTuks von der Schule heimgefahren, und die Eltern haben die Kindergartenkinder abgeholt.

Da bei Jenni leider schon jedes Zimmer belegt war, wurden wir in einem Hostal gegenüber untergebracht. Die Küche und Gemeinschaftsräume konnten wir jedoch bei Jenni mitbenutzen, um somit trotzdem am WG-Leben teilzuhaben. Insgesamt waren ca. 12 Famulant*innen vor Ort. Darunter Studierende, Fachärzte und Fachärztinnen sowie fertige Zahnärzt*innen die während oder nach ihrer Assistenzzeit gekommen sind.

Wir wurden in mehrere kleinere Gruppen eingeteilt und konnten somit an verschiedenen Standorten gleichzeitig arbeiten. Meine Gruppe hat in einem Kloster in Lamay eine komplett neue Station eröffnet.
Somit bestand der erste Tag daraus, die Einheit aufzubauen und den Raum einzurichten. Auch in dieser Gemeinde, sowie in vielen Orten, ist der Zugang zur zahnärztlichen Versorgung begrenzt, weshalb schon am zweiten Tag viele Patient*innen zu uns kamen.

Ein Team von jungen Zahnärzten sitzen in einem Raum und schauen lächelnd in die Kamera

Leider hatte ich aufgrund von Prüfungsstress keine Zeit mehr, mir Spanischkenntnisse anzueignen. Dadurch war die Kommunikation zu Beginn sehr schwierig, aber unter dem Motto „man kann nicht nicht kommunizieren“ findet man sich schlussendlich doch immer irgendwie zurecht. Vor allem die Behandlungsfloskeln lernt man schnell. Zudem gibt es in Peru immer noch viele Erwachsene, die kein Spanisch, sondern Quechua sprechen. Dies ist eine Wort- und keine Schriftsprache, weshalb auch ein Übersetzungsprogramm nicht geholfen hat. Zu unserem Arbeitsplatz sind wir immer 45 Minuten mit einem Collectivo gefahren. Dies sind Sprinter, die eine bestimmte Strecke fahren, und man dem Fahrer einfach zurufen kann, wenn man aussteigen möchte. Nach der Arbeit wartet man auch wieder so lange am Straßenrand, bis ein Collectivo in die richtige Richtung vorbeifährt.

Unsere Patient:innen litten unter schweren zahnmedizinischen Problemen. Gerade unsere kleinen Patient:innen hatten stark zerstörte Milchzähne und auch schon bleibende Zähne, die häufig nicht mehr zu erhalten waren.

Eigentlich müsste dort viel mehr prophylaktische Arbeit betrieben werden, da die Eltern häufig gar nicht wissen, wie eine richtige Zahnpflege funktioniert.

So haben wir den Kindern und auch den Eltern nach den Behandlungen gezeigt, wie man richtig die Zähne putzt. Bei einigen hatte man das Gefühl, als würden sie zum ersten Mal eine Zahnbürste sehen. Auch viele der Erwachsenen hatten schon in jungen Jahren viele fehlende Zähne. Dabei war der finanzielle Status der Menschen erkennbar. Erwachsene mit mehr finanziellen Mitteln hatten häufig auch eine bessere Mundhygiene. Leider mussten wir auch oft miterleben, dass Kinder bereits bei einem Zahnarzt waren und dort massiv traumatisiert wurden, sodass sie schon geweint haben, bevor wir die Chance hatten `Hallo zu sagen. Diese Behandlungen waren besonders schwierig.

Die Arbeit in Peru war sowohl erfüllend als auch herausfordernd. Einerseits war es zutiefst befriedigend, den Menschen zu helfen und ihr Leiden zu lindern. Andererseits stießen wir auf zahlreiche Hindernisse, darunter begrenzte Ressourcen, Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede. Doch trotz dieser Herausforderungen arbeiteten wir super als Team zusammen und fanden kreative Lösungen, um unseren Patient:innen die bestmögliche Versorgung zu bieten. Vor allem der Umgang mit Kindern war am Anfang ungewohnt, aber auch daran hat man sich schnell gewöhnt.

Abseits der Arbeit bot Peru sehr viele Freizeitmöglichkeiten. Da wir meistens entweder vormittags oder nachmittags frei hatten, blieb uns genug Zeit für Wanderungen in den Anden. Es gab sogar ein sehr westliches Café namens Migas, in dem wir uns fast täglich unseren Cappuccino und etwas Süßes geholt haben. Mittwochs gibt es die Möglichkeit, eine Salsa-Class zu belegen. Ein weiteres Highlight war natürlich der Inka-Trail, den man ab Cusco startet und dann vier Tage zu Machu Picchu wandert. Peru hat wirklich eine Vielzahl an Ausflugszielen zu bieten.

Meine Zeit in Peru war zweifellos eine unvergessliche und prägende Erfahrung. Nicht nur fachlich konnte ich noch einiges von den erfahrenen Zahnärzt*innen lernen, sondern auch viel über die peruanische Kultur. Ich kehrte mit einem Gefühl der Dankbarkeit und Demut zurück, das mich dazu inspiriert hat, mich weiterhin für die Verbesserung der zahnärztlichen Versorgung in benachteiligten Gemeinschaften einzusetzen.