Hilfseinsatz in Südamerika

Zahnärztlicher Hilfseinsatz in Bolivien

Ein Bericht von Priscilia Valenzuela

Priscilia absolvierte letztes Jahr Ihr Studium an der Frankfurter Universität im Bereich der Zahnmedizin und entschied sich dann an einem Hilfseinsatz in Bolivien teilzunehmen. Wir haben Ihren Einsatz verfolgt und freuen uns sehr über die erfolgreiche Absolvierung und den nachfolgenden Bericht. Die Entscheidung von Priscilia zeigt nicht nur Mut, sich ehrenamtlich einzubringen, sondern auch die Bereitschaft, auf europäisches Komfort zu verzichten und in ein fremdes Land zu gehen, dessen Sprache erst feingeschliffen werden muss. Das unterstützen wir gerne als Verein.

Bereits zu Beginn meines Studiums

stand für mich fest, dass ich nach dessen Abschluss als frischgebackene Zahnärztin nach Südamerika reisen möchte, um meine neu erlernten Fähigkeiten und Kenntnisse in einem Hilfsprojekt einzusetzen. Im 10. Semester, fing ich schließlich an zu recherchieren und bewarb mich für einen Einsatz in Bolivien. Mir gefiel an dem Projekt, dass man dort als frisch approbierte Zahnärztin mit einem erfahrenen Zahnarzt gemeinsam behandelt. Dadurch erhoffte ich mir zusätzlich eine gute Lernerfahrung. Im Januar 2018 ging es dann endlich zu meinem lang ersehnten Traumziel Südamerika. Vor dem Einsatz reiste ich sechs Wochen durch Argentinien und Chile, wo ich schon mal mein Spanisch auffrischen konnte und ein wenig von der südamerikanischen Kultur und Mentalität kennenlernen durfte.
Als ich im Februar schließlich in Bolivien ankam wurde ich von einem erfahrenen Kollegen erwartet, der bereits zum dritten Mal dort im Einsatz war und auf eine langjährige erfolgreiche Zahnarztkarriere zurückblicken durfte. Durch ihn erhielt ich an meinem ersten Wochenende eine super Einführung.

Je nachdem mit welchen Erwartungen man hinkommt

ist man, mit deutschen Standards im Kopf, entweder etwas desillusioniert oder wie ich doch positiv überrascht von der Ausstattung, die man vorfindet. Ein ordentlicher, gepflegter Behandlungsraum mit Behandlungseinheit, Heißluftsterilisator, Röntgenraum und allen nötigen Materialien. Diese wurden größtenteils von Volontären aus Deutschland mitgebracht.
Die Behandlungsbedingungen sind natürlich nicht ganz mit den deutschen zu vergleichen und man muss in vieler Hinsicht bereit sein, Kompromisse einzugehen. Dies gilt bei der Behandlung bis hin zur Hygiene und Müllentsorgung. Für mich war dies eine ziemliche Umstellung, an die ich mich erstmal gewöhnen musste. Es passierte dann auch schon mal, dass die Absauganlage ausfiel, der Sterilisator nicht mehr funktionieren wollte, wir ohne Licht dasaßen, einen undichten Schlauch flicken mussten oder sich der Behandlungsstuhl aus der maximalen Neigung nicht mehr lösen ließ. Solche Herausforderungen konnten wir mit etwas Kreativität und Flexibilität meistens gut lösen, sodass wir nur selten Patienten tatsächlich nach Hause schicken mussten, weil eine weitere Behandlung nicht mehr möglich war.

Während meines Einsatzes

haben wir sehr viele Füllungen, Fissurenversiegelungen, Extraktionen, Interimsprothesen und so manche Wurzelkanalbehandlungen durchgeführt. Meistens behandelten wir um die 15 bis 20 Patienten pro Tag. Es gab viel Arbeit für uns und die Herausforderung war, nicht nur das bereits Zerstörte zu kurieren, sondern viel mehr auch prophylaktisch tätig zu sein, aufzuklären und dadurch einen bleibenden Lerneffekt zu hinterlassen.
Im Allgemeinen sind die bolivianischen Patienten unglaublich dankbar, geduldig und respektvoll. Sie schätzen unseren Einsatz für sie sehr und scheuen sich nicht ihre Freude und Dankbarkeit mehrfach zu bekunden und uns mit strahlendem Lächeln, beidhändigem Händedruck und festen Umarmungen zu beschenken.

Fazit

Mein zweimonatiger Einsatz in Bolivien war für mich eine unglaublich bereichernde Zeit! Ich habe in mehreren Bereichen sehr viel gelernt, wurde ein paar Mal auf die Probe gestellt und habe einige Herausforderungen meistern dürfen. Für mich persönlich war es eine große Bereicherung endlich das, was ich über jahrelanges Pauken im Studium erlernt habe, praktisch für einen guten Zweck einsetzen zu dürfen und einigen bedürftigen Menschen tatsächlich helfen zu können. Jeder dankbare Moment eines Patienten, der sich über eine neue Prothese, eine neue Füllung und über die Erleichterung nach kuriertem Zahnschmerz freute, war für mich ein unschätzbar wertvolles Geschenk. Und besonders bei der Aufklärung hoffe ich sehr, dass wir einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Gleichzeitig durfte ich super liebe, inspirierende Menschen kennenlernen und unvergessliche Abenteuer in beeindruckenden Landschaften Boliviens erleben.

Daher kann ich so einen Hilfseinsatz wirklich jedem empfehlen! Für mich steht auf jeden Fall schon fest, dass dieser nicht mein letzter war.